Die Pilzfabrik in der Ziegeleistr. – handverlesene Woltersdorfer Delikatessen aus der Dose.
In den Wäldern rund um Woltersdorf (wie auch anderswo im Wendland) gab und gibt es recht viele Pilze. Besonders und bis heute – Maronen. Aber auch der eine oder andere Steinpilz ist zu finden. Die damaligen Pilzsammlerinnen gingen mit großen Körben auf die Suche und kehrten oft schwer beladen aus dem Wald zurück. Sie kannten die besten Plätze und wussten enorm viel über die verschiedenen Pilze und ihre Verarbeitung – bis heute.
Im ehemaligen Molkereigebäude, heute Sitz der Volksbank VR Plus Wendland Altmark eG. in der Ziegeleisstrasse, Ecke Feuerwehrstrasse (früher Wiesengang) gründete Willi Manthey um 1950 die Pilzkonservenherstellung Woltersdorf. Den gefliesten Molkereisaal funktionierte er in eine Pilzverwertung um. Viele Woltersdorfer Frauen besserten an langen Tischen mit dem Säubern von Waldpilzen ihren Lebensunterhalt auf.
Pilze in Dosen waren begehrt und verkauften sich bestens. Das Wirtschaftswunder ging auch an Woltersdorf nicht spurlos vorbei und bald platzte der Betrieb aus allen Nähten. Die Familie Manthey konnte ein Grundstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite erwerben und dort um 1954 einen modernen Pilzverarbeitungsbetrieb und ihr Wohnhaus errichten.
Viele Woltersdorfer Frauen sicherten sich mit dem Pilzesammeln und Pilzeputzen einen willkommenen Nebenverdienst. Manchmal wurden auch die 3 Manthey´schen Kinder Roswitha, Hans-Jürgen und Holger zur Hilfe herangezogen.
Mit dem Lkw holte man die Pilze von den Sammelstellen und transportierte die fertige Konservenware zu den Händlern. (Das Kfz-Kennzeichen des LKWs war von der Britischen Besatzungsmacht für den Bezirk Niedersachsen ausgestellt. Das aufrecht stehende Dreieck auf dem Kabinendach sollte signalisieren, daß das Fahrzeug mit einem Anhänger unterwegs war.)
Delikatessen aus Woltersdorf
Diese Kopie eines Originaletiketts wurde uns freundlicherweise von einem ehemaligen Woltersdorfer, Herrn Lothar Gotthold aus Pattensen, zur Verfügung gestellt. Sein erstes Fahrrad konnte er aus dem Verkaufserlös vieler fleißig gesammelter Pilze in den Wäldern rund um Woltersdorf finanzieren.