Die detaillierte Schulchronik von Hauptlehrer Heinz Klein fand Jürgen Meyer im Archiv von Marianne Gehrke, ebenso den Bericht des Architekten und die Schulbau-Tagebücher der Kinder.
Für die Zwei-Lehrer-Schule gab es einen 1934/35 errichteten Schulpavillon mit einem Klassenraum und einem Lehrmittelzimmer sowie eine Schulküche im Nebengebäude. 1954 wurde die Schule erweitert und bekam einen Anbau und im ersten Stock zwei Lehrerdienstwohnungen.
Inhaltsverzeichnis
- Chronik der Volksschule Woltersdorf 1954-1966
- Vorwort der Chronik von Heinz Klein
- Zur Person des Chronisten Heinz Klein
- Lehrerwechsel
- Die äußeren Schulverhältnisse in Woltersdorf
- Die Schulerweiterung
- Architekt Kofahls Entwurf zum Schulgebäude
- Zwei Dienstwohnungen für die Lehrkräfte
- Finanzierung und Bau
- Turngeräte, Sport und Bäume
- Bäume gepflanzt an der Dorfstraße
- Der Schulbau ab 1954
- Der Gemeinderat berechnet und vergibt die Bauaufträge
- Die Schulbau-Tagebücher
Chronik der Volksschule Woltersdorf 1954-1966
Vorwort der Chronik von Heinz Klein
Aus verschiedenen Gründen erscheint es mir zweckmäßig, eine neue Schulchronik für die Volksschule Woltersdorf anzulegen.
Erstens ist jenes Buch, das von Lehrer Johann Joachim Heinrich Wittfogel gegen Ende des 19. Jahrhunderts angelegt wurde, fast vollständig gefüllt. Es weist jedoch bedauerlicherweise in seiner chronologischen Darstellung arge Lücken auf. So fehlen Eintragungen über die Entwicklung der Schule zur Zeit der Weimarer Republik (1919 – 1933), der nationalsozialistischen Diktatur (1933 -1945), des zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) sowie der Nachkriegszeit fast vollständig. Der Nachwelt wird es nicht uninteressant sein, welches Schicksal die Schule, ihre Lehrer und darüber hinaus die Gemeinde Woltersdorf in den bewegten ersten 50 Jahren des 20. Jahrhunderts erfahren und erlitten hat. Vielleicht wird es möglich sein, hier noch nachträglich wertvolle Beiträge zu sammeln und beizufügen. – Auf jeden Fall sei hier auf die erste Woltersdorfer Schulchronik und ihre Eintragungen verwiesen.
Zweitens beginnt mit dem vollständigen Um- und Neubau eines großzügigen Schulhauses im Jahre 1954 ein neuer Abschnitt in der langjährigen Geschichte der Schule Woltersdorf, der es gleichfalls geraten erscheinen läßt, auch in der Schulchronik eine deutliche Zäsur zu machen.
Ein dritter – weniger wichtiger Grund – liegt darin, daß auch ein neuer Schulmeister am 1. Januar 1954 nach Woltersdorf gekommen ist, der von Jugend an belastet ist durch die Vorliebe für Chroniken und historische Ereignisse, dabei aber weniger die „Haupt- und Staatsaktionen“ im Auge hat als die Entwicklung der sozialen und soziologischen Verhältnisse. Da er nicht über eine peinlich genaue Handschrift verfügt wie zum Teil seine Amtsvorgänger und ein Kind seiner durch Atomphysik, überkontinentale Raketen und Wolkenkratzer, aber auch durch nervöse Hast, überstürzendes Tempo und gesundheitsschädigende Hetze gekennzeichneten Zeit ist, sei es ihm gestattet, für seine Chronik nicht mehr den Federkiel zu benutzen, sondern sich ein technisches Hilfsmittel seiner Zeit, die Schreibmaschine, dienstbar zu machen. Hier und da wird er versuchen, Fotografien und Zeitungsartikel einzufügen, um seine Worte zu verdeutlichen.
Woltersdorf, den 17. Juli 1957
gez. Heinz Klein
Zur Person des Chronisten Heinz Klein
Am 22.12.1953 wurde durch Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten in Lüneburg der Lehrer Heinz Klein mit Wirkung vom 1.1.1954 als Erster Lehrer und Schulleiter an die Volksschule Woltersdorf versetzt.
Er wurde am 31.7.1924 in Insterburg/Ostpreußen geboren, besuchte von 1935 – 41 die Mittelschule in seiner Heimatstadt und trat am 1.4.1941 zur Lehrerausbildung in die Lehrerbildungsanstalt Memel ein. Im Februar 1943 wurde er zum Wehrdienst eingezogen und nahm als Frontsoldat an den Kämpfen des 2. Weltkrieges teil.
Nach dem Waffenstillstand, den er schwerverwundet als Leutnant der Reserve in einem Lazarett erlebte, vollendete er seine Berufsausbildung durch ein viersemestriges Studium an der Pädagogischen Hochschule in Lüneburg (1946 – 48). Er ist im Sinne des Versorgungsgesetzes 50% kriegsbeschädigt (Versteifung des rechten Ellenbogengelenkes).
Er wurde seit dem 1.5.1948 als apl.Lehrer (apl steht für außerplanmäßiger) an den zweiklassigen Volksschulen Rehbeck, Lichtenberg und Bösel im Landkreise Lüchow-Dannenberg beschäftigt und unterrichtete 3 Jahre an der Stadtschule in Lüchow. Dort legte er auch seine 2. Lehrerprüfung ab (6.12.1951), nachdem er sich am 27.1.1950 mit der Volksschullehrerin Anneliese Klein, geborene Schwieger, in Lüchow verheiratet hatte.
Er ist Mitbegründer und seit dem 1.4.1952 Geschäftsführer der Pädagogischen Arbeitsstelle Lüchow-Dannenberg, einer Vereinigung von Lehrern, die sich besonders für den Fortschritt auf schulischem Gebiet einsetzt. – Das besondere pädagogische Anliegen des Chronisten liegt auf dem Gebiete der Weiterentwicklung des ländlichen Schulwesens, indem er mit Wort und Schrift für die Schaffung von Dörfergemeinschaftsschulen (ländlichen Zentralschulen) eintritt.
Lehrerwechsel
Am 1.1.1953 trat der Lehrer Karl Roggenbuk auf eigenen Wunsch in den Ruhestand. Er hatte seit dem 1.5.1946 in der schweren Nachkriegszeit unter ungünstigen äußeren schulischen und persönlichen Bedingungen seinen Dienst tun müssen und sich aufopfernd für das Wohl der ihm anvertrauten Woltersdorfer Schuljugend eingesetzt. Akute Herz- und Kreislaufschwächen zwangen ihn, vorzeitig aus dem Dienst zu scheiden, nachdem er zuvor schon längere Zeit bettlägerig gewesen war. In der Zeit vom 18.4. bis 31.12.1953 wurde er durch den apl.Lehrer Karl-Heinz Kunze vertreten. Diese Vertretung endete durch die endgültige Besetzung der 1. Lehrerstelle durch den Lehrer Heinz Klein am 1.1.1954.
Auch die am 1.1.1949 errichtete 2. Lehrerstelle an der Volksschule Woltersdorf war verwaist. Die Stelleninhaberin Lehrerin Ursula Hahlbohm, Tochter des langjährigen Lehrers und Organisten in Woltersdorf Richard Beinhorn, war seit dem 1.4.1951 an die Mittelschule Lüchow abgeordnet und später zum Universitätsstudium beurlaubt worden. Zu ihrer Vertretung trat am 1.6.1951 die Lehrerin Johanna Hahn ihren Dienst als Grundschullehrerin an. Da sie aber nur einen Vertretungsauftrag hatte, war es nur zu erklärlich, daß Frl. Hahn sich nach einer anderen Stelle umsehen mußte, da sie im sechsten Jahrzehnt ihres Lebens stand und der Urlaub der Stelleninhaberin mehrfach verlängert wurde.
Den Mädchenunterricht erteilte die landwirtschaftliche Berufsschullehrerin Ursula Thiele, die gleichzeitig an der Landwirtschaftlichen Kreisberufsschule hauptamtlich beschäftigt war.
Die äußeren Schulverhältnisse in Woltersdorf
Für eine kontinuierliche Entwicklung ähnlich ungünstig lagen die äußeren Schulverhältnisse. Woltersdorf besaß für seine Zwei-Lehrer-Schule lediglich einen im Jahre 1934/35 errichteten Schulpavillon mit einem Klassenraum und einem Lehrmittelzimmer sowie einer Schulküche in einem Nebengebäude. Diese Nebenräume wurden von einer Mädchenklasse der Landwirtschaftlichen Kreisberufsschule mitbenutzt.
In dem vorhandenen Klassenraum wurde die Oberstufenklasse (44 Kinder) unterrichtet, während die Grundschule in zwei Abteilungen (3./4. und 1./2. Schuljahr) in einem kleinen Konfirmandenraum in der dörflichen Kapelle behelfsmäßig untergebracht war, um den unangenehmen Schichtunterricht zu vermeiden.
Lehrerdienstwohnungen waren nicht vorhanden. Während Frl. Hahn im Pastorenhaus Unterkunft gefunden hatte, reiste der neue Schulleiter täglich mit seinem uralten Auto (DKW, Baujahr 1937) – oder wenn die Kiste streikte – mit dem Fahrrad von Lüchow an.
Die Schulerweiterung
Die unzureichenden äußeren Schulverhältnisse sowie das Fehlen von Lehrerdienstwohnungen hat den Schulvorstand des Gesamtschulverbandes Woltersdorf/Kl. Breese veranlaßt, einen Schulerweiterungsbau ins Auge zu fassen. Auf der Schulvorstandssitzung am 22.1.1953 war beschlossen worden, zur Lösung der Bauaufgabe (Schaffung eines weiteren Klassenraumes, eines Lehrmittel- sowie eines Geräteraumes und die Erstellung zweier Lehrerdienstwohnungen) einen Architektenwettbewerb auszuschreiben. Das Vorhaben war jedoch aus mancherlei Gründen nicht vorangekommen. In Abänderung dieses Beschlusses wurde nun am 29.1.1954 der Architekt Hans Kofahl, Lüchow, mit der Durchführung des Schulerweiterungsbaues beauftragt. Er sollte in Verbindung mit dem Schulleiter sobald wie möglich einen Vorentwurf anfertigen und einen Kostenvoranschlag vorlegen.
Vor der Beschlußfassung besichtigte der Schulvorstand den Schulneubau in Schweskau sowie die Erweiterungsbauten in Gr. Gusborn und Lensian. Diese Schulhäuser entsprachen in Form und Ausführung nicht den Vorstellungen der Schulvorstandsmitglieder.
Architekt Kofahls Entwurf zum Schulgebäude
Architekt Kofahl legte am 21.2.1954 seinen Vorentwurf vor und gab dazu folgenden Erläuterungsbericht:
Auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Schulgrundstück in Woltersdorf wurde im Jahre 1934 ein eingeschossiges, teilweise unterkellertes Gebäude errichtet, das im Erdgeschoß einen Klassenraum, einen Lehrmittelraum und einen Schülerflur aufnimmt. Vier Jahre später wurde ein zweiter Bau auf dem Grundstück ausgeführt, der eine Lehrküche, einen Bastelraum, einen Duschraum und Toiletten umfaßt.
Neben der schulisch gesehenen unglücklichen Anordnung der Lehrräume ist die derzeitige Bebauung des Grundstücks mit zwei verhältnismäßig kleinen Baukörpern völlig unbefriedigend. Die Schülerzahl des Ortes fordert jetzt die Erweiterung der Anlage um einen Klassenraum und einen Gruppenarbeitsraum. Das Bauprogramm sieht weiterhin vor, für zwei Lehrkräfte, die derzeit noch außerhalb des Ortes wohnen bzw. im Ort unzureichend untergebracht sind, Wohnraum zu schaffen.
Eine zunächst erstrebte Planung, die Bebauung des Schulgrundstückes durch Hinzufügen von reinen Schulbauten zu erweitern und abzurunden und die Lehrerwohnungen in einem getrennt stehenden Gebäude unterzubringen, mußte fallengelassen werden, weil die Beschaffung eines geeigneten Bauplatzes im Ortsgebiet nicht möglich ist.
Der Bauherr hat sich deshalb entschlossen, die Zustimmung zu einer Planung zu erbitten, die vorsieht, an das vorhandene Klassengebäude nach Westen hin einen Erweiterungsbau anzufügen, der im Erdgeschoß Klasse, Gruppenraum, Lehrmittelzimmer und Schülerflur aufnehmen soll. Dabei soll die Südflucht des vorhandenen Gebäudes aufgenommen werden. Der durch die Schaffung eines Gruppenraumes entbehrlich werdende Bastelraum des Nebengebäudes wird zur Erzielung eines einheitlichen, parallel zur Straße liegenden Hauptbaukörpers abgebrochen werden müssen.
Zur Unterkellerung ist der östliche Teil des Erweiterungsbaues vorgesehen, der hier Heizungsraum, Wasserversorgung, Waschküche und Vorratsräume aufnimmt.
Zwei Dienstwohnungen für die Lehrkräfte
Im Dachgeschoß des Hauptbaukörpers, das durch einen Kniestockaufbau noch vergrößert wird, sollen zwei Lehrerdienstwohnungen ausgebaut werden. Dabei ist daran gedacht, die östlich gelegene Wohnung für eine ledige Lehrkraft entsprechend kleiner zu gestalten. Die Wohnungsaufgänge liegen getrennt an der Nordwestecke und an der Südostecke des Gebäudes.
Ein kleiner Stallanbau am nördlichen Teil des Nebengebäudes soll den Wohnungsinhabern Platz für Kohlen- und Holzvorräte schaffen.
Finanzierung und Bau
Vorentwurf und Finanzierungsplan wurde dem Gemeinderat der Gemeinde Woltersdorf zur Beschlußfassung vorgelegt, da durch das Ausscheiden der Gemeinde Kl. Breese am 31.3.1954 der Gesamtschulverband aufgelöst wird. Es wurde beschlossen, daß während der Zeit des Schulbaues der Gemeinderat die Funktionen des Schulvorstandes mit übernimmt.
Der Finanzierungsplan für die Baukosten wurde mit insgesamt 105.000 DM veranschlagt.
Hierfür zeichnete in erster Linie der Woltersdorfer Pastor, Herr Werner Schönfelder verantwortlich. Er setzte seinen Einfluß als Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Kultusausschusses im Niedersächsischen Landtag voll ein, um für die Gemeinde Woltersdorf die Finanzierung des Schulerweiterungsbaues so günstig wie möglich zu gestalten. Seine Verdienste um den Schulbau waren unbestritten.
Vorentwurf und Finanzierungsplan werden durch den Gemeinderat nach ausführlicher Besprechung einstimmig genehmigt. Am 2.3.1954 beantragte der Schulverbandsvorsteher, Bürgermeister Ernst Thiele, bei der Schulabteilung des Regierungspräsidenten in Lüneburg, den Schulerweiterungsbau in der beschlossenen Weise zu genehmigen.
Auf der Sitzung des Gemeinderates und Schulvorstandes am 4.4.1954 kann Architekt Kofahl berichten, daß sein Entwurf bis auf 3 Punkte die Billigung des Staatshochbauamtes Uelzen und des Bausachverständigen der Schulabteilung in Lüneburg gefunden habe. Beanstandet wurden die Größe der neu zu errichtenden Klasse, der Kniestock des Dachgeschosses sowie die Falttür zwischen Klasse und Gruppenraum.
Während der Gemeinderat der Vergrößerung des Klassenraumes auf 61 Quadratmeter sofort zustimmt und die entstehenden Mehrkosten billigt, sollen Architekt Kofahl und Lehrer Klein versuchen, beim Staatshochbauamt in Uelzen eine Aufhebung der beiden anderen Einschränkungen zu erreichen. Es kam zu folgendem Kompromis: Dem Kniestock des Dachgeschosses wurde regierungsseitig zugestimmt, während an die Stelle der vorgesehenen massiven Holzfalttür im Gruppenraum eine Glasfalttür mit Friesvorhang treten sollte.
Turngeräte, Sport und Bäume
Inzwischen war eine erste wertvolle Ergänzung des Lehrmittelbestandes erfolgt: Für den Sportunterricht war das Universal-Turngerät „Lüneburger Stegel“ beschafft worden. Dieses Gerät war eine Erfindung der Lüchower Sportlehrerin Lenchen Kunow, es eignete sich vortrefflich für den Unterricht in der Landschule. Es konnte sowohl in der Klasse als auch im Freien benutzt werden. Lehrer Klein hatte Gelegenheit gehabt, den ersten Stegel in Lüchow kennenzulernen und gemeinsam mit der Erfinderin zu erproben. Das Gerät konnte so unter dem normalen Ladenverkaufspreis beschafft werden. Es bereitete den großen und kleinen Schulkindern vom ersten Tage an viel Freude, die noch größer wurde, als später eine schöne Schaumgummimatte als Ergänzung beschafft werden konnte.
Bäume gepflanzt an der Dorfstraße
Am 27.3.1954 pflanzten die Entlassungsschüler unter der Leitung des Gemeindedirektors Beinhorn etwa 20 Bäume anläßlich des „Tag des Baumes“ an der Dorfstraße vor dem Gravenhorst´schen Grundstück.
Am 29.3.1954 wurden nach einer schlichten Entlassungsfeier in Anwesenheit ihrer Eltern 8 Jungen und 6 Mädchen nach Erfüllung ihrer gesetzlichen Schulpflicht entlassen.
Der Schulbau ab 1954
Am 2.5.1954 versammelte sich der Gemeinderat der Gemeinde Woltersdorf, um über die Vergabe der ausgeschriebenen Bauarbeiten zu beraten und zu beschließen. Es waren dieses der Bürgermeister Ernst Thiele sowie die Gemeinderäte Richard Beinhorn (Gemeindedirektor und ehem. Lehrer), Ernst Bertram, Adolf Eggers, Paul Kipper, Willy Manthey, Werner Schönfelder (Pastor), Hermann Tiedeitz und Karl Thiele. Als Gäste waren Architekt Kofahl und Lehrer Klein anwesend.
Der Gemeinderat berechnet und vergibt die Bauaufträge
Bauarbeiten mit exaktem Kostenvermerk.
Nur über die Vergabe der Maurerarbeiten kam es zu Unstimmigkeiten. Es sei vermerkt, daß es die ersten und einzigen blieben, während alle anderen Beschlüsse in Bauangelegenheiten einstimmig gefaßt wurden.
Das Angebot der Firma Franzke, Lüchow, (46.567,73 DM) erhielt 7 Stimmen, auf die Firma Siegert, Lüchow, mit dem niedrigsten Gebot von 44.207,35 DM entfielen 2 Stimmen. Die Vergabe der Arbeiten an die Firma Franzke wurde jedoch durch das Staatshochbauamt Uelzen nicht genehmigt mit der Begründung, daß die leistungsfähige Firma mit dem niedrigsten Angebot berücksichtigt werden müsse. Auf seiner Sitzung am 6.5.1954 mußte der Gemeinderat sich dem Einspruch beugen und die Maurerarbeiten an die Firma Heinrich Schulz, Lüchow, zum Angebotspreis von 44.312,77 DM vergeben, nachdem Pastor Schönfelder eine Aussprache mit Maurermeister Schulz gehabt hatte, der eine sorgfältige Bauausführung zusicherte.
Weiterhin wurden vergeben die Zimmerarbeiten an die Firma Streithoff, Oerenburg (10.184,57 DM); die Dachdeckerarbeiten an die Firma Weber, Küsten (4.195,09 DM); die Klempnerarbeiten an die Firma Zöllner, Lüchow (1.422,47 DM); die Isolierungsarbeiten an die Firma Schütte, Lüchow (1.285,20 DM) und die Brunnenarbeiten an die Firma Günther, Lüchow (615,- DM).
Weitere Bauarbeiten wurden am 16.7. und am 13.8.1954 vergeben. Es führten aus, die Wasserversorgung die Fa. Günther, Lüchow; die Elektroinstallation die Fa. Leichsenring, Lüchow; die Heizung für Schule und Lehrerwohnung die Fa. Günther, Lüchow; die Holzimprägnierung die Fa. Bade, Lüchow; die Linoleumarbeiten die Fa. Daasch, Uelzen.
Bei Tischler-, Maler- und Glaserarbeiten wurden Teilaufträge vergeben. Die Firma Gärtner aus Lüchow erhielt den Auftrag für die große Glasfalttür, die Einbauschränke und die Treppen; die Fa. Schulz, Lüchow, für die Fenster und Türen im Erdgeschoß; Tischlermeister Hermann Schulz, Woltersdorf, für Türen und Fenster im Obergeschoß. Die Vergabe der Malerarbeiten erfolgte an die Arbeitsgemeinschaft der Malermeister Flocke, Gr. Witzeetze, und Schubach, Rebenstorf, und die der Glaserarbeiten an die Glasermeister Wede und Gerlach in Lüchow.
… und dann war es soweit!
Am 10. Mai 1954 begann der Schulerweiterungsbau der Volksschule Woltersdorf!
Die Schulbau-Tagebücher
Das Schuljahr 1954/55 wurde bestimmt durch den Schulbau. Detailliert dokumentiert wurden die Bauarbeiten im „Schulbau-Tagebuch“ der Woltersdorfer Schulkinder.
Im Schülertagebuch schrieben Horst Grimm und Dieter Steffen:
„Am Montag mußten wir aus unserer alten Schule ausziehen. In Apfelsinenkisten wurden Bücher und die Glasgeräte für Naturlehre gepackt und hinausgetragen. Eine Abteilung Jungen und Mädchen brachte die Tische und Stühle auf den Hof. Andere räumten das Lehrmittelzimmer aus. Einige Mädchen trugen die Sachen aus der Schulküche auf den Hof. Dann holten wir einen Gummiwagen und beluden ihn. Die Fuhre brachten wir zur Kapelle und luden dort alles ab. Dreimal mußten wir fahren. Besonders die beiden Schränke machten uns viel zu schaffen. Als wir alles zur Kapelle gebracht hatten, räumten wir unseren jetzigen Schulraum ein. Was wir nicht brauchten, kam in den großen Kapellensaal. Am Nachmittag brachte der Tischler die große Tafel in den Klassenraum und befestigte sie. Solange der Bau dauerte, sollten wir in der Kapelle Schule haben.“
„Als wir heute am 13.5. auf den Schulhof kamen, arbeiteten schon alle Maurer und Handlanger. Einige putzten Steine, andere schachteten aus und wieder andere karrten Schutt weg. Das Interessanteste aber waren die 3 Förderbänder, die von Motoren angetrieben wurden. Vorne stand das längste, dort wurde der Sand mit Schippen raufgeworfen. Dann kamen die beiden kleineren Förderbänder, die den Sand weiter zur Wiese beförderten. Dort lag schon ein großer Sandhaufen.“
(Ingrid Kreft und Edelgard Kammradt)
„Am 1. Mai erschienen die ersten Arbeiter. Es waren die Zimmerleute der Firma Streithoff, Oerenburg. Sie rissen im Handarbeitsraum den Fußboden auf und brachen den hölzernen Vorbau ab. Ein Dachdecker deckte das Dach des Nebengebäudes ab. Dann stürzten die Zimmerer die Decke ein und legten die Sparren und Dachbalken frei.
Die Arbeiter von der Firma Schulz aus Lüchow brachten schon ein Förderband. Architekt Kofahl, der Baumeister und der Polier vermaßen die Fläche, die ausgeschachtet werden sollte.“ (Christel Herrmann und Annerose Fröhlich)
„Heute sollte schon ausgeschachtet werden. Aber es konnte noch nicht begonnen werden; denn die Baufirma Heinrich Schulz aus Lüchow hatte noch nicht alle nötigen Förderbänder herbeigeschafft. Ein Förderband hat 3,5 PS und kostet etwa 6.000 DM. An Stelle der Ausschachtungen wurden die Wände des Handarbeitsraumes abgetragen. Von den Steinen wurde der Mörtel abgeklopft, dann wurden sie aufgestapelt.“
(Heidemarie Wendt und Karl Stüder)
„Das Schichtenwasser ist heute (17.5.) sehr deutlich zu sehen. Es wird mit einer Pumpe auf die Wiese gepumpt. Mit einem Auto hat man eine Mischmaschine auf den Bau gebracht. Sie ist aber noch nicht im Betrieb.“ (Horst Hoffmann und Helmut Polzin)
„Am Dienstag (18.5.) wurde mit dem Ausmauern des Kellers begonnen. Ein Lastauto fuhr den Kies auf den Schulhof. Viele Arbeiter schoben den Kies mit Karren zur Mischmaschine. Dort wurde Zement mit Wasser und Kies vermischt. Das Gemischte wurde auf Karren geladen und hinunter gefahren. Dort wurde es in breiten Streifen auseinander geschüttet.“ (Hartmut Thiele und Jürgen Schulz)
„Schon von weitem hört man das Motorengeräusch der 3 Förderbänder auf dem Bauplatz der Schule. Die Motoren werden mit Gemisch angetrieben. Die Arbeiter haben schon einen großen Teil ausgeschachtet. Die Tiefe der Baugrube beträgt jetzt 2 Meter. Von den 3 Schichten Erde (Kies, Mutterboden, Lehm) ist die größte Schicht Lehm. Ein großer Teil der ausgegrabenen Fläche ist schon mit Schichtenwasser bedeckt. Die Brunnenbauer hatten beim Bohren nach Wasser kein Glück gehabt. Es kam nicht genug Wasser. Nun bohren sie an einer anderen Stelle auf der Wiese, wo sie mehr Wasser zu finden hoffen.“ (Harald Hellwig und Herta Thiele)
„Heute (19.5.) war wieder ein Förderband in Tätigkeit. Aus der Mischmaschine kam das Gemisch über das Förderband in den Keller. Dort wurde es in Eisenkarren geladen und an seinem Ort auf den Kellerfußboden gekippt. Hier standen Maurer, die es glatt putzten.
Die Wand des Kellers wurde aufgemauert und mit Zement verputzt.“
(Hildegard Paartz und Renate Klug)
„Heute (21.5.) wird auf dem Schulbau die Wanne ausgelegt. Zuerst wird über den verputzten Keller eine dünne Schicht geschmolzener Teer gegossen. Dann nahm man eine Rolle Isolierpappe und klebte sie auf bis zur Hälfte des Kellers. Ein Arbeiter nahm nochmals einen Eimer voll Teer. Er legte die Rolle mit der Teerpappe über die andere und schmierte mit einem Besen den Teer auf die überliegende Pappe. Als der Boden fertig war, bestrich man auch die Wände.“ (Erika Hasselbring und Hildegard Krüger)
Die Wanne wird geklebt Rasch wachsen die Mauern empor ….
„Als die Wanne getrocknet war, konnte das Fundament gelegt werden (31.5.). Hinter die gemauerte Wand wurde nach innen eine Bretterwand gezogen. Die Arbeiter warfen nun das Gemisch aus der Mischmaschine zwischen die Mauer und die Bretterwand. Ein Maurer stampfte es dann fest.“ (Astrid Mohrin und Marianne Schulz)
„Auf zwei Brettern werden die Ziegelsteine in den Keller geleitet. Da werden sie aufgemauert. Der Mörtel wird mit Karren zum Fundament gefahren.
Die Kellerfenster sind mit Brettern gestützt. So bleiben die Löcher frei. Die Wände werden mit einer Wasserwaage gemessen, damit nichts schief gemauert wird. Auch die Öffnungen für die Kellertüren bleiben frei.“ (Arthur Hinte und Kurt König)
„Am 1. Juni begannen die Handwerker mit der Einschalung zum Legen der Eisenbetondecke für den Keller, während gleichzeitig mit dem Biegen der Eisenstangen für die Betondecke begonnen wurde. Am nächsten Tage wurden diese Arbeiten beendet und am 3. Juni die Decke mit Zement ausgegossen. Nach den Pfingstfeiertagen wurden dann die Innen- und Außenwände des Erdgeschosses aufgemauert. Nachdem der Bau soweit gediehen war, begannen am 14. Juni die Einschalungsarbeiten zur Legung der Decke des unteren Stockwerkes.“ (Annerose Fröhlich)