110 Jahre alte Baum-Denkmäler in der Gemeinde: die Gedächtniseiche (Friedenseiche) in der Dorfstraße, die „Waterloo-Linde“ am Gemeindehaus und die Thurauer Gedenkeiche.
Der damalige Pastor Frank verfasste am 19. August 1937 einen Text über drei wichtige Bäume der Gemeinde Woltersdorf, die im Jahre 1913 bzw. 1915 zum Gedenken an die im Krieg getöteten Soldaten gepflanzt worden waren. Zwei der Bäume stehen noch.
Inhaltsverzeichnis
Die Friedenseiche von 1913 auf der Kreuzung Dorfstraße / Poststraße
Der älteste Baum im Ort Woltersdorf ist eine relativ kleine Eiche. Sie ist älter als sie aussieht, eine langsam wachsende Art. Tatsächlich wurde der Baum „am Abend des 20. Oktobers 1913, ein Sonnabend, am Westende der Ortschaft Woltersdorf gepflanzt als sog. Gedächtniseiche“ – zum Gedenken an den 100. Jahrestag der Schlacht bei Leipzig und an junge Woltersdorfer Soldaten, die in Leipzig und auf Napoleons Russlandfeldzug 1812, der „Todesmarsch der Grande Armée“ , gefallen sind: Friedrich Schubach, ein Neukrusen Schubach, Johann Wilhelm Wolter, ein Pfankolonen Wolter, Jürgen Schlot und Johann Jürgen Premke, beide aus Kleinbreese.
Am Tag der Gedenkfeier und Baumpflanzung wurden feierliche Reden gehalten – von Pastor Frank sowie von Gutsherr von Woltersdorf, Landrat a.D. von dem Knesebeck, Schulkinder sangen Lieder unter der Leitung von Küsterer und Lehrer Thies. Pastor Frank erinnerte an die „tapferen Taten des Woltersdorfer Edelmanns Karl Christoph von derm Knesebeck … (im Herrenhaus zu Colborn hängen die Siegeszeichen, die er aus der Schlacht bei Leipzig mitgebracht hat)„.
Die Gedächtnis-Eiche von Thurau
In Thurau fand am 20. Oktober 1913 eine ähnliche Gedenkfeier statt, worüber, so Pastor Frank, die Lüchower Kreiszeitung am 23.10.1913 berichtete.
Zum 100. Gedächtnis der Völkerschlacht bei Leipzig wurde am Sonnabend-Nachmittag 4 Uhr von der Gemeinde eine Gedenkeiche gepflanzt. Sie stammte „aus der fiskalischen Forst Oerenburg.“
Unter den Wurzeln der Eiche wurde eine Flasche vergraben, „welche die Namen sämtlicher Dorfbewohner enthält.“ Die Veteranen Luchs und Flügge scharrten die Urkunde ein, Herr Jarth hielt eine „patriotische Ansprache“ mit einem Kaiserhoch. Abends um 7 Uhr wurden ein Freudenfeuer abgebrannt und „vaterländische Lieder“ gesungen.“
Die Waterloo-Linde von 1915
Pastor Frank schreibt, dass zum 100. Jahrestages der Schlacht bei Waterloo in Woltersdorf „auf dem kleinen Hofe des Gemeindehauses eine Linde gepflanzt wurde, es ist die zweite Linde rechts vom Torweg.“ Diese Linde existiert heute, 100 Jahre später, nicht mehr – aber andere alte Linden, die hier recht gut wachsen, sofern sie nicht gefällt wurden. „Da man Mitte Juni nicht mehr gut Linden umpflanzen kann, war diese Linde bei Gelegenheit der Pflanzung der anderen Linden in einer Kiste in das Erdreich eingesenkt und wurde dann bei einer Gedächtnisfeier am Nachmittage des 20. Juni (3. n. Trin) von den sie umgebenden Brettern befreit und so neugepflanzt.“ erklärt uns Pastor Frank.
Die Gedenklinde wurde bei der Gedächtnisfeier am Nachmittage des 20. Juni 1915 neu gepflanzt. Pastor Frank hielt eine längere Rede und benannte die „Kombattanten anno 1815“ (=Soldaten) aus der Gemeinde Woltersdorf, die „gegen die Franzosen mitgefochten“ haben. Sie werden im unten verlinkten PDF namentlich aufgezählt.
Der Morgen nach der für ganz Europa wegweisenden Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 glich einem gespenstischen Szenarium des Grauens. Zu Tausenden säumten Tote das Schlachtfeld, krepierten Menschen und Pferde, saßen verletzte Soldaten in Todesahnung apathisch in der Gegend.“
Mehr über die Schacht bei Waterloo berichtet das Deutsche Historische Museum:
dhm.de/…/vormaerz-und-revolution/wiener-kongress/schlacht-bei-waterloo
Zum PDF mit der ganzen Geschichte zum Nachlesen:
Alte Bäume – eine Mahnung
Einen viele Jahrzehnte alten, schön gewachsenen gesunden Baum zu beschädigen oder gar zu fällen, ohne, dass er krank ist oder aus anderen wichtigen Gründen weg muss, ist eine echte Schandtat – an der Geschichte, der Natur sowie den Mitmenschen. Heutige Kinder werden erst als alte Leute wieder einen vergleichbar nachgewachsenen Baum erleben können – wenn überhaupt.
Man verliert mit einem solchen Baum einen wichtigen Verbündeten gegen den Klimawandel, der bei Hitze die Luft kühlt, das Wasser im Boden bindet, vor Erosion schützt, den Grundwasserspiegel und die Luftfeuchtigkeit reguliert und Schatten spendet. Ein großer Baum liefert pro Stunde den Sauerstoff für mindestens zwei Menschen. Er bindet Kohlenstoffdioxid (CO2), filtert Schadstoffe und Feinstaub, schluckt Schall und stabilisiert das Mikroklima in seiner unmittelbaren Umgebung. Nicht zuletzt steigern schöne Bäume die Attraktivität von Kommunen und Regionen.
„Jeder zweite Deutsche bräuchte einen hundertjährigen Baum in seinem Garten, um die eigenen CO2-Emission auszugleichen.“ (aus weltderwunder.de „Grüne Kraftwerke“)