Archäologische Erkenntnisse zu den Burgen im Wendland und der frühslawischen Burganlage Oerenburg bei Klein-Breese, Woltersdorf aus dem 8.Jh. Ein Beitrag von Berndt Wachter im 9. Jahresheft des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 1983/84.
Inhaltsverzeichnis
- Von der Burg zum Forsthaus – 18. Jahrhundert
- Die Burg im Mittelalter – Lederbeutel, Bleikugeln, Spielwürfel
- Frühslawische Burganlage mit Wall und Häusern
- Die 3,70m lange Eschen-Lanze
- Franken vs Slawen und Opferstätte
- Die alten Burgen im Wendland – Zeittafel und Karten
- Weiterführende Links
- Aus dem Original-Artikel
Von der Burg zum Forsthaus – 18. Jahrhundert
Der Ausbau der Bundesstraße 493 machte eine archäologische Untersuchung (1982-83) der alten Burgstelle in Oerenburg / Klein Breese notwendig. Vorher gab es bereits einzelne Fundstücke unter dem ehemaligen Forsthaus (das später aufgrund der neuen Straßenführung komplett umgesetzt wurde). Bei Bohrungen wurden „bis zu 1,7m mächtige Kulturschichten“ identifiziert, was für eine längere Nutzungsdauer der Burg spricht. Unter der Leitung von Berndt Wachter wurde eine Grabung auf ca. 1.000 qm durchgeführt, was etwa 1/3-1/4 der vermutlichen Burganlage entspricht.
Viele Funde stammten zunächst aus dem 18.Jahrhundert, in dem auch das Fachwerkhaus errichtet wurde, beispielsweise ein Backhaus und ein vorher unbekannter Brunnen (dessen Hölzer wurden für die Rekonstruktion eines Brunnens im Museumsdorf Hösseringen wiederverwendet (Bild).



Die Burg im Mittelalter – Lederbeutel, Bleikugeln, Spielwürfel
Auch aus dem Mittelalter, Zeit der deutschen Burg, gab es reichlich Fundstücke: ein Lederbeutel, gefüllt mit Bleikugeln Kaliber 13mm, zwei geschliffene Bergkristalle, ein Hohlpfennig und zwei Spielwürfel (siehe Bild) – aus diesen Funden schließen die Denkmalspfleger, dass an dieser Stelle viel Durchgangsverkehr zwischen Lüchow und Gartow stattgefunden hat.




Frühslawische Burganlage mit Wall und Häusern
Die Überraschung jedoch war die Entdeckung „ausgedehnter slawischer Burg- und Siedlungsanlagen“ aus weit früherer Zeit. Es handelte sich um eine frühslawische Burg des 8. Jahrhunderts mit einem Wall, zwei Gräben und Innenbauten. Es lässt sich ein „gut gesicherter Ringwall erkennen“ (Bild). Innerhalb des Walls befanden sich „langgestreckte Häuser und ein quadratischer Speicher aus Spaltbohlen“ (Bild)
Die 3,70m lange Eschen-Lanze

Die Archäologen fanden „reichlich Keramik“ aus dem 8. Jh. und, als wertvollsten und herausragenden Fund, eine vollständig erhaltene Lanze mit einem 3,70 langen Schaft aus Eschenholz und einer Lanzenspitze aus Eisen mit „schmalem Blatt“ und „achtkantiger facettierter Tülle“ sowie „Kampfspuren“. Solche Lanzen waren auf beiden Seiten der fränkischen Reichsgrenze in Gebrauch.
Historisch interessant sind die vielen Hölzer, die gefunden wurden. Es gab eine teils gut erhaltene Flechtwand, die den Graben sicherte, und eine doppelte Pfahlreihe an der „Beme“, dem Fuße des äußeren Walls. Bei 8 Eichenhölzern wurde in einer dendrochronischen Analyse teils mehr als 200 Jahresringe festgestellt. Zusammen mit den Ausgrabungen der Burg von Meetschow verdeutlicht das den Aufbau frühgeschichtlicher Wälle. Um mehr zu erfahren, fehlen weitere Funde aus dem 8.-10. und 10.-15. Jahrhundert. Die Mittelalterhistoriker hoffen daher auf alte Eichenbalken aus Hausbau, „von Bauunternehmen, Baggerführern und Bauarbeitern“ …
Franken vs Slawen und Opferstätte
Fazit: Die frühslawische Wallanlage in Oerenburg zeigt, dass auch dieses Gebiet in die Auseinandersetzungen zwischen Franken und Slawen einbezogen war.
Eine weitere interessante Interpretation:
Im Gebiet des ehem. Forsthauses Oerenburg (…) lagen die Überreste eines slawischen Burgwalls. Das Gelände (…) erreicht eine maximale Höhe von 18,5 m ü. NN. Damit überragt diese schwache Erhebung die umgebenden Feuchtgebiete um 1,5 bis 2,0 m. Zur Überquerung der sumpfigen Niederung wurde ein Damm aufgeschüttet. Vor Ort wurden in der Slawenzeit Tier- und wahrscheinlich auch Menschenopfer beim Bau der Burg den Göttern gewidmet.
Slawische Burganlagen in Deutschland slawenburgen.hpage.com
Die alten Burgen im Wendland – Zeittafel und Karten


Weiterführende Links
Berndt Wachter: Lüchow und die Oerenburg – Schwerpunkte im Bericht des Bodendenkmalpflegers für 1982/1983. In: Hannoversches Wendland. Band 9, 1983, S. 61–69.
http://www.hak-ld.de/ – Heimatkundlicher Arbeitskreis Lüchow-Dannenberg
https://de.wikipedia.org/wiki/Oerenburg
Aus dem Original-Artikel


