Die alte Bahnstrecke und der Rasende Lemgower, eine alte Villa, Thurauer Turm und Lucie-Kanal.
Inhaltsverzeichnis
Bahngleisverlauf der Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn (LSE)
Mehr zur Geschichte der Lüchow-Schmarsauer-Eisenbahn (LSE) gibt es auf: http://www.damals-im-wendland.de/Verkehr-Eisenbahnen-LSE.htm
Wenn man auf der B 493 von Woltersdorf kommend, den Ortsteil Oerenburg erreicht, erstreckt sich kurz hinter dem ehemaligen Bahnübergang der LSE auf der linken Seite das langgestreckte Gebäude der früheren “Villa Streithoff”. Interessanterweise verwendete man an diesem imposanten Haus verschiedene Baustile.
Auf dem Hof, der sich auf der nordwestlichen Seite befindet, stand vor dem Krieg ein großes Sägewerk. In den 50er Jahren ging der Besitz in andere Hände über und in der Villa fanden bald viele Flüchtlingsfamilien aus den deutschen Ostgebieten Unterschlupf. Hier wohnte zeitweilig auch mein Schulkamerad Arthur Schulz mit seinen Eltern.
Einige Jahre später übernahm die Bundeswehr einen großen Teil der Gebäude und brachte hier vorübergehend ihre Soldaten unter, die auf dem Thurauer Berg – auf einem abenteuerlich konstruierten Holzturm – ihre ersten Horchversuche gen Osten unternahmen. Die Zeit zwischen den Diensten verbrachten die Männer überwiegend bei NATO-Gerda, der Wirtin der Gaststätte im gegenüberliegenden Bahnhof der Lüchow-Schmarsauer- Eisenbahn (LSE) – wahrlich eine Institution in dieser Zeit.
Zombies im Wendland (Film)
Im Jahre 2020 war die Villa, heute als „Weintenne“ bekannt, Drehort für einen Horrorfilm. Über die Dreharbeiten entstand ein Film der ejz auf youtube:
ejz.de/(…)lokale-videos/gott-vergib-mir—zombies-im-wendland(…).html
Ohne Sperrstunde bei Nato-Gerda
Auf dem Foto gut erkennbar, befand sich im vorderen Bereich des Bahnhofsgebäudes eine Gaststätte, die seinerzeit von Gerda L. betrieben wurde. Sie war nicht nur die tägliche Anlaufstelle vieler Soldaten rund um den Holzturm, sondern auch mancher Einwohner aus Woltersdorf und darüber hinaus, zumal es hier per Gesetz keine Sperrstunde gab.
Unter anderem hatte ein allseits bekanntes Woltersdorfer „Original“die Kneipe zu seinem zweiten Wohnzimmer erkoren. Zum einen war er schon immer von allem Militärischen fasziniert, zum anderen hatte er hier stets ein Forum, vor dem er sich präsentieren konnte. Dass die Anwesenden sich dabei mehr für seine Freibierrunden als für seine Volksreden interessierten, schien für ihn zweitrangig zu sein. Wenn man ihm aber zu sehr den Respekt verweigerte, konnte er schon sehr extrem werden. Davon zeugten dann noch lange mehrere Einschüsse in der Kneipendecke von seinem Browning im Kaliber 6,35 mm – eine beliebte Taschenpistole der Wehrmachtsoffiziere -, die er als Jäger stets bei sich trug.
Die Bahnhofsgaststätte erreichte dadurch einen noch höheren Bekanntheitsgrad und firmierte dann nur noch unter dem Begriff “NATO-Gerda”. Auch nach Aufgabe des Bahnhofs und Wechsel der Location nach Lüchow blieb Gerda L. mit diesem Namen behaftet.
Etliche Jahre später errichtete Friedrich (Möller)-Schulz aus Woltersdorf, 200 m östlich vom ehemaligen Bahnhofsgebäude, wieder ein Sägewerk in Oerenburg.
In der Werkshalle werden heute Windräder repariert.
Thurauer Turm
Das Nachfolgebauwerk des ursprünglichen Holzturmes auf dem Thurauer Berg.
Bilder aus dem Turminneren: http://www.jokracht.de/html/kskw_14.html
Folgt man dem Verlauf der früheren Bahnstrecke von Oerenburg aus in nordwestliche Richtung, kann man nach ca 500 Metern, auf der Höhe der ehem. Hahlbohmschen Lagerhalle, heute durchaus noch Reste der alten Bahntrasse erkennen..
Die ehemalige Lagerhalle der Firma “Straßen-Hahlbohm” aus Lüchow nach einem Brand in den 90er Jahren. (Im Hintergrund verlief die Kleinbahn zwischen Woltersdorf und Oerenburg.)
Blick vom früheren Standort des Kieswerks zur Oerenburger Straße hin. Das Gelände gehört heute dem NABU und ist ein geschütztes Biotop, wo sich seltene Tierarten tummeln.
Die Kieswasch- und Sortieranlage, die in den 50er Jahren von Otto Milatz errichtet wurde, war eine 15 Meter hohe Betonkonstruktion. Heute erinnern nur noch die Fundamente daran.
Am Lucie-Kanal
Diese Kanalbrücke diente Mike Reinhardt als künstlerisches Motiv für seine Bilder. Diese Brücke führt in der nordöstlichen Verlängerung des Brautsteinweges über den Lucie- Kanal. (Hier mit dem Blick nach Süden.)
Die „Lucie“ – so wird das Feuchtgebiet entlang des Lucie-Kanals genannt – war schon immer ein beliebter Winterrastplatz für die durchziehenden Kraniche. Bei den abgebildeten Tieren handelt es sich aber wohl um ein standorttreues Elternpaar mit ihrem Jungen, das schon 2014 hier gesichtet wurde. Der Jungvogel hat noch keine Schleppe.(JM)