Unter der Rubrik „Umgebung von Woltersdorf“ wollen wir bildliche Eindrücke der Landschaft rund um unser schönes Heimatdorf, aus dem Oering und darüber hinaus vermitteln. Die Bilder sind teils Jahrzehnte alt aber es ist auch einiges neu.
Inhaltsverzeichnis
Die 200-jährige Eiche
Die alte Eiche an der Straße zum Thurauer Berg kann man mit ihren fast 200 Jahren durchaus als ein Naturdenkmal bezeichnen. Ich kenne sie schon aus der Zeit, als nur ein sandiger Holperpfad den Berg hinaufführte.
… und auch seit dem zweiten Foto vor über 30 Jahren hat der Baum sich kaum merklich verändert. Nur damals war sein Standort erheblich gefährdet und das kam so:
Nach einer ausgiebigen Nachtsitzung bei „Rossi“ in der Gastwirtschaft „Zur Post“ bekam unser allbekanntes Woltersdorfer „Unikum“ die plötzliche aber unheilvolle Eingebung, die schöne alte Eiche fällen zu müssen. Er hatte die Vision, daß sie im bevorstehenden 3. Weltkrieg die Landung der NATO-Starfighter auf der Thurauer Straße behindern würde. Wir als übrig gebliebene Gäste konnten ihm diese Eingebung nur mit Mühe wieder ausreden. Das er es mit solchen Vorhaben durchaus ernst meinte, hatte er schon einmal bewiesen, als er in einer Nacht- und Nebelaktion den Baumbestand von Frieda Ecken-Schmidt´s Obstgarten, der in der Nähe des Lucie-Kanals lag, mit der Motorsäge platt gemacht hatte.
Das Buswartehäuschen
Ein Relikt aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist dieses alte Wartehäuschen, das inzwischen einen ruinösen Anblick bietet.
Erbaut wurde es gegen 1950, nachdem zuvor die Üfest-Gebäude von der britischen Besatzungsmacht als Kaserne benutzt und danach Flüchtlinge aus der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) untergebracht worden waren.
1949 nahm die neu benannte Deutsche Bundespost (DBP) den ursprünglichen Funkverkehr mit Übersee wieder auf. Da die meisten Bediensteten in Lüchow wohnten, wurde extra ein spezieller Busfahrdienst zur Üfest (damals auch als „Funkamt Lüchow“ bezeichnet) eingerichtet. Für die in Woltersdorf und den umliegenden Orten wohnenden Kräfte, wurde mit dem neuen Buswartehäuschen eine wettergeschützte Zusteigemöglichkeit geschaffen.
Nei Wischen
Gleich hinter dem Buswartehäuschen, links neben der Straße zur Üfest, zogen sich damals die sogenannten „Neuen Wiesen“ (in Plattdeutsch „Nei Wischen“) in nordwestlicher Richtung bis zur Kolborner Grenze und zum Lucie-Kanal hin. Sie dienten dem Vieh zur Weide und den Bauern zur Heugewinnung, falls es die Bodenbeschaffenheit und die Gesamtwetterlage erlaubten.
Dadurch, daß das Gelände durch seine Tieflage einen sehr hohen Grundwasserstand hatte und durch das zurückdrückende Jeetzelhochwasser oft wochenlang überflutet war, hatten die Wiesen einen überwiegend sauren Charakter. Auf vielen Flächen gab es meist wenig Gras und dafür viele Binsen- und Seggeninseln. Die waren natürlich eine ideale Brutstätte für den heimischen Kiebietz. Bewegte man sich im Frühjahr als Spaziergänger durch diesen Bereich, schwirrte die Luft von hunderten Lock- und Warnrufen dieser Vögel. Im Winter waren die überschwemmten Flächen oft zugefroren und bildeten so eine geschlossene Eisfläche bis zur Jeetzel hin – eine ständige Herausforderung zum Schlittschuhlaufen für die Woltersdorfer Dorfjugend und sportlich gebliebene Erwachsene. Leider blieben Unfälle durch Eiseinbrüche hierbei nicht aus.
In den 1970er Jahren begann man im Zuge einer Flurbereinigung tiefe Entwässerungsgräben auszuheben mit der Fließrichtung Lucie-Kanal, dort wurde zeitgleich ein Pumpwerk errichtet. Relativ schnell änderte sich daraufhin das Landschaftsbild. Viele Wiesen, die trocken gefallen waren, wurden in Ãcker umgewandelt und schon bald mußten sie im Sommer künstlich beregnet werden – eine Folge zu tiefer Gräben? Einige Grünflächen im tiefer gelegenen Gebiet sind dennoch erhalten geblieben – wovon das aktuelles obige Foto zeugt.
Am Lucie-Kanal
In meiner Kinderzeit wurden die Fischereirechte für den Kanal abschnittsweise vergeben. Mein damaliger Hauswirt Hinzen Karl verbrachte hier sehr viel Zeit mit Stellnetz und großem Kescher. Die Fangergebnisse lagerte er dann lebend bei sich zu Hause in seinem Ziehbrunnen, der auch zur Trinkwasserversorgung dienen sollte. Als ich mit meinen Eltern vom Wohnungsamt bei ihm zwangseingewiesen wurde, fand die Sache schnell ein Ende.
… und noch eine Kanal-Anekdote:
Der Woltersdorfer Karl-Heinz Otte war als Kalfaktor bei der Üfest beschäftigt und hatte sich nebenbei, am Ufer des Lucie-Kanals ein paar Erdbeer-Beete angelegt. Als er eines Morgens nach seinem Minigarten sehen wollte, schlängelte zwischen den Beeten ein ausgewachsener Aal, der wohl auch an den Früchten Gefallen gefunden hatte. Da der Fisch von diesem Ausflug über und über mit Sand bedeckt war, konnte Karl-Heinz ihn problemlos fangen. Vom ”Aal in den Erdbeeren” wurde später noch in vielen Stammtischrunden erzählt.