Über einen tragischen historischen Kriminalfall aus Woltersdorf schrieb Buchautor Matthias Blazek aus Celle im Magazin „Der Brandschutzbeauftragte“ 04-25. An den „Anfängen des vorbeugenden Brandschutzes in Deutschland“ war Woltersdorf offensichtlich nicht ganz unbeteiligt. Hier nachzulesen als Zusammenfassung und ausführlich im PDF, mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Ein Funke der Verzweiflung – Brandstiftung im Jahr 1833
Eine Kriminalakte aus dem Niedersächsischen Landesarchiv berichtet von einer Brandstiftung, begangen in Woltersdorf von Johann Heinrich Christian Brockmann, 50 Jahre alt, aus Bösel, Sohn eines Vollhöfners. „Seine Zeugnisse lauten günstig, und wird ihm leidenschaftliche Heftigkeit vorgeworfen.“ Es nutzte ihm nichts, dass er „mit dem Verrauchen seiner Wuth (…) eine sehr selten in der Maaße bemerkte Reue an den Tag gelegt und sich gutmüthig, wahrhaft, offen und religiös gezeigt“ hat. Er wurde zur „Enthauptung durch das Schwert“ verurteilt. Daraus wurde später eine lebenslange Karrenstrafe in Stade, die Sträflinge mussten dort bei Bauarbeiten die Karren schieben. Die Gnadengesuche seiner Ehefrau wurden 1838 und 1843 abgelehnt, er starb im Jahr 1843 in Haft.
„Es ist eine tiefgründige Charakterstudie aus dem ländlichen Lüneburger Raum, wie man sie unter anderen Umständen selten vorgelegt bekommt.“ schreibt Blatzek.
Der Inquisit Brockmann war zunächst als Soldat in Salzwedel und zwei Jahre in England. Nach seiner Rückkehr war der väterliche Hof in Bösel verkauft. Er verheiratete sich mit Anne Catherine Prötz, Hofbesitzerin in Woltersdorf, die 16 Jahre dauernde Ehe blieb kinderlos. Nach ihrem Tode heirate er Magdalene Dorothee, geborne Pengel, verwittwete Wiegrefe aus Liepe, „welche ihm 4 Kinder zubrachte.“ Eins der Stiefkinder „verheirathete sich mit einem gewissen Eggers, welcher auf den Hof des Inquisiten zog und dem er die Wirthschaft bald abzutreten gedachte.“
„Als am 13. April d.J. in Lüchow nach Woltersdorf hin gegen Mittag ein starker Rauch bemerkt wurde, begab sich der Amtsassessor Wedemeyer aus Lüchow mit der Amtsfeuersprütze dorthin und fand bei seiner Ankunft am östlichen Ende von Woltersdorf die Wohnhäuser des Brockmann und Schubach nebst Nebengebäuden in Flammen.“
Beide Höfe, 2 Wohnhäuser, Scheunen und Ställe, wurden komplett eingeäschert. Schnell kam der Verdacht der Brandstiftung auf. Es wurden Landdragoner und 12 Bauern nach Woltersdorf beordert. Brockmann stellte sich noch am Abend, mit den Worten „meinen Fehler bekennen, ich habe mein Haus angesteckt.“ Seine ausführliche Rechtfertigung ist auf Seite 3 des Artikels zu lesen. Er fühlte sich (oder wurde) schlecht behandelt, betrogen und gescholten von seiner Frau und den Stiefkindern, daher beschloss er: „wenn ich nichts haben soll, so sollt ihr auch nichts haben.“ Es wurden diverse Zeugen aus Woltersdorf gehört, „der Häusling Doormann, der bei Brockmann zur Miete gewohnt hatte, der Geschworene Schröder (…), der Häusling Eggers, Schwiegersohn des Inquisiten, die Tochter und die Ehefrau (…) und schließlich der Schullehrer Bohlmann, Schwiegersohn des Inquisiten.“ Das Geständnis von Brockmann lautete so:
„Erst jetzt brachte mich die Wuth auf den Einfall, das Haus anzustecken. Ich dachte, wenn ihr mich so quält, wenn ich nichts haben soll, so sollt ihr auch nichts haben, und mit diesen Gedanken rannte ich ins Haus vor das Kamienloch, riß das Feuerzeug heraus, stieg auf den Boden, schlug Feuer an und legte den brennenden Zunder ins Stroh, welches hart am Dache lag, worauf ich sogleich aus dem Hause und nach den Lichtenberger-Fuhren lief.“
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