Von Hochzeiten und Hochwasser. Ziegeleistraße und Dorfstraße.
Dieses Foto vom 1. Juni 1938 ist bei der elterlichen Hochzeit unserer Archivarin Marianne entstanden. Der Festzug kommt gerade von der kirchlichen Trauung zurück und bewegt sich hier auf dem Kopfsteinpflaster. Auf der rechten Seite erkennt man gut den unbefestigten Teil der Straße, den sogenannten “Sommerweg”.
Dort, wo die Hochzeitsgesellschaft im Sommer noch trockenen Fußes gehen konnte, stand im Frühjahr zur Schneeschmelze stets das blanke Hochwasser. Bedingt durch den sowieso schon hohen Grundwasserstand, das Gefälle vom Thurauer Berg und eine fehlende Kanalisation war in jedem Jahr um diese Zeit “Land unter!” bis zur Dorfmitte hin.
(Links auf dem Foto: Ludwig Beier)
… auch die Einmündung auf die Ziegeleistraße bei “Eckenschmidt” bot keinen besseren Anblick. (Auf dem Foto von 1950: die Linkskurve in Richtung Oerenburg und rechts der von Birken gesäumte Weg zum Thurauer Berg)
Direkt an der Ecke zur Einmündung Ziegeleistraße stand damals auf der rechten Seite das Gasthaus Lüdemann. Die Gaststube befand sich hinter den 3 Fenstern zur Straßenseite.
Helga und Walter Hanke setzten dann später die Gaststätten-Tradition Am Sande fort, in dem sie die Hofgebäude von “Obenschulz” erwarben und daraus den “Dorfkrug” entstehen ließen. Er wurde von ihnen von 1988 bis 2005 bewirtschaftet.
Erntezeit auf dem Hahlbohm´schen Hof; rechts das Gebäude von Främke´s. ( „… as de groot Dör noch wichtig wer.“)
Inhaltsverzeichnis
… damals – Wirtschaftsmittelpunkt
Molkerei, Pilzfabrik
Bereits auf diesem spektakulären Foto ist deutlich erkennbar, daß die Ecke Wiesengang/Ziegeleistraße einmal zu einem wirtschaftlichen Mittelpunkt für das Dorf werden sollte. Das große Molkereigebäude im Vordergrund – vor 45 Jahren mühevoll errichtet – war seiner ursprünglichen Funktion beraubt worden. Willi Manthey betrieb einige Jahre in den leeren Räumen seine Pilzverwertung, die er dann auf sein eigenes Grundstück gegenüber verlegte.
Schlachter
Mittlerweile hatte die Schlachterei Karl Vogler im rechten Teil der Gebäudefront einen neuen Verkaufsraum mit außenliegendem Treppenaufgang eingerichtet. Vorher erfolgte der Verkauf in der ersten Etage und die zahlreiche Kundschaft mußte auf einer steilen Holztreppe Schlange stehen. Im hinteren Gebäudeteil wurde der eigentliche Schlachtereibetrieb durchgeführt. Das angrenzende Kesselhaus mit dem 20 m hohen Schornstein diente zum Einkochen der Wurstkonserven.
Landwirtschaftliche Absatzgenossenschaft / Düngerschuppen
Hinter dem Gebäudekomplex – parallel zum Wiesengang – schließt sich der sogenannte Düngerschuppen der landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft an.
Kalthaus
Dahinter ist das neu erbaute Kalthaus der Dorfgemeinschaft zu erkennen. Es wurde direkt neben der unterirdischen Löschwasserzisterne errichtet, in der zu dieser Zeit noch Baumstämme zur Herstellung von Grubenholz schwammen.
Neue Mühle
An der linken unteren Ecke des Fotos erkennt man einen Teil der Neuen Mühle mit der angebauten Lkw-Garage. Auf dem rechten Teil der Aufnahme steht noch das kleine Häuschen vom Briefträger Friedrich Schleese, das später dem Abriß zum Opfer viel.
damals – Ziegeleistraße …
Auf der freien Fläche, rechts neben der Molkerei, angrenzend an den Hof von Schlachter-Thiele, hatte die Familie Bösel ihre Hofstelle, die irgendwann aufgegeben wurde.
Auf der linken Seite sieht man den hoch aufragenden Schornstein der neuen Molkerei.
Nur ein einziges Stallgebäude blieb von dem Hof Bösel übrig. Es wurde bis in die 60er Jahre als provisorisches Wohngebäude vermietet. Hier wohnte u.a. die Familie Schleese mit ihrem Ziehsohn Dieter Kretschmar. Irgendwann später wurde auch dieses Relikt platt gemacht.
Friedrich Schleese war jahrzehntelang Postbote in Woltersdorf – auch noch etliche Jahre nach dem Krieg. Leider ist bis heute ungeklärt geblieben, inwieweit er 1943 in den Denunziationsprozeß gegen Bürgermeister Karl Lühr involviert war.
damals – Dorfstraße …
Blick auf die Dorfstraße in Richtung Westen. Vor der Kapelle, an der linken Straßenseite, steht das kleine Spritzenhaus der Woltersdorfer Feuerwehr und davor der große Turm der Transformatorenstation …. (Das undatierte Foto ist vor dem 2. Weltkrieg entstanden.)
… und so sieht es heute aus.
Diese ca. 100 Jahre alte Aufnahme ist damals vor dem Grundstück Giese entstanden,
mit Blick nach Osten … und aus heutiger Sicht. (Man beachte den unverwüstlichen schmiedeeisernen Zaun!)
Links das Hofgebäude von Hartwig Mente, rechts im Hintergrund der Bauernteich mit dem Gutsvorwerk. Die Damen auf dem Bollerwagen sind v.l.: Käthe Riebow und Ella Bense, (Das Foto ist undatiert.)
damals – Der Bauernteich …
1987: Der Bauernteich mit alter Umrandung, so wie wir ihn als Kinder kannten; im Sommer als willkommene Badestelle und im Winter als zeitweiliges Eishockey-Stadion.
1914: Vier Woltersdorferinnen posieren auf dem Holzsteg, der extra für´s Wäschewaschen zusammengezimmert worden war. (ganz rechts die Pastorentochter Josephine Frank)
1950: Am selben Ort aber mehr als 30 Jahre später: Auf der linken Seite sieht man deutlich die teilweise Uferbefestigung aus Brettern und Bohlen. (links Gertraud Främke, rechts Regina Martens)
Zünftige Einweihung mit abendlicher Floßfahrt … (von links: Ernst Gain, Karl Lüdemann und Christoph Bösel. Das „Floß“ besteht aus drei, mit Dachlatten prov. zusammengezimmerten Brühtrögen, in denen sonst Woltersdorfer Schlachtschweine ihre Borsten lassen mußten.)
… und das ganze Dorf ist auf den Beinen und amüsiert sich.
(Das Pärchen links: Hildegard Chaussee-Schulz und Willi Hapke, rechts daneben: Marianne Lüdemann und rechts daneben im Hintergrund: Hilde und Heinz Hennings.)
damals – Im Koreitz …
An der linken Straßenseite hinter dem Bauernteich das Vorwerk der “Burg”. Auf der rechten Seite das kleine Spritzenhaus der Feuerwehr an seinem damaligen Standort.
Das Foto ist 1907 entstanden und Marianne Gehrke merkte hierzu an:
“Landstreicher und Bettler, die zu damaliger Zeit in Woltersdorf aufgegriffen wurden und das Dorf nach Aufforderung nicht unverzüglich verließen, wurden hier für eine Nacht eingesperrt!”
“Kröger Göten”
Gasthaus bis 1938 im Koreitz (Gödecke/Möller), gegenüber dem Bauernteich.
An der Friedenseiche 1950
Links hinter den Bäumen lugt das alte Schulgebäude hervor, das wenig später abgerissen wurde. Die Kinder im Vordergrund sind v.l.: Rosemarie Schulz, Werner Schulz und Hannelore Främke.
damals – Der Brautstein …
Vor der Jahrhundertwende am dichtbewaldeten Standort.
(Pastor Frank mit Tochter)
ca. 1940: Woltersdorfer „Braustein-Jungs“ stehen Wache.
(von rechts: Detlef Schwieger, Friedhelm Jabelmann, Walter Bense,
Werner Gauster als Steinreiter.)