1817 liegt der Pfarrhof breit in der Mitte der Südseite der alten Dorfstraße in Reihe mit den Bauernhöfen.
Das Ölgemälde entstand 1945 von der Hand der Pastorengattin Hanna Schönfelder und zeigt das Pfarrhaus aus östlicher Sicht. (Die Kopie dieses Bildes wurde uns freundlicherweise von der Enkeltochter Katharina Hopf und ihrer Mutter Friede Hopf geb. Schönfelder zur Veröffentlichung freigegeben.)
Pfarrhaus 1817/18
Marianne Gehrke berichtet aus dem Kirchenbuch:
Der Pfarrhof liegt in großer Breite – über 60 Meter – in der Mitte der Südseite der alten Dorfstraße in Reihe mit den Bauernhöfen. Für die Kapelle aber wurde kein Platz abgemessen.
„Das Pfarrhaus wurde 1817/18 erbaut, 1890 erfolgte ein weiterer Anbau in Fachwerk, solide gebaut, Zustände gut, 2 große, zwei mittelgroße, 3 kl., 2 sehr kl. Zimmer, 5 Dachkammern, 7 Zimmer heizbar, Garten 61 a mit sehr gutem Ertrag z.T. Ziergarten, Obstgarten“, so steht es im hannoverschen Pfarrbuch.“
Pfarrerstochter Milli Frank-Klatt fügt der obigen Beschreibung hinzu:
„Es wurde das herrschaftliche Klosett vergessen, das durch eine Doppeltür von einem kleinen Schlafzimmer aus zu erreichen war, denn die beiden anderen Örtlichkeiten waren auf dem Hof neben dem Schweinestall.
Auf dem Hof stand, bevor das Gemeindehaus gebaut war, noch der alte Konfirmandensaal. Die Bänke aus grobem Eichenholz wären heute museumswürdig gewesen. Gegenüber die Scheune mit allen landwirtschaftlichen Ställen und großer Diele, auf der das Korn mit dem Dreschflegel gedroschen wurde, bevor die Dreschmaschine ihren Einzug hielt und reihum von den Bauern benutzt wurde, also eine kommunale Einrichtung.
Eine Art Dampflok war durch ein dickes Seil mit der eigentlichen Dreschmaschine verbunden, in die von der Bodenluke aus, die aufgelösten Garben geworfen wurden. Durch eine gute Mechanik kam dann das saubere Korn, getrennt von dem Spreu und dem Stroh heraus und viele nachbarliche Hände waren nötig, um die entleerten Garben wieder zu binden, das Korn auf den Kornboden und die Garben auf den Dachboden zu tragen.
Der Schweiß triefte aber trotzdem war es ein Fest, wenn nach getaner Arbeit `Maschinenköst´ gefeiert wurde, bei der sich die Mädchen manch eine Liebkosung gefallen lassen mußten.
Von den Äpfeln und allem anderen Obst im Pfarrgarten kann man wohl behaupten, daß es das Wohlschmeckenste der ganzen Gegend war. Das war freilich das Verdienst des Vorgängers meines Vaters, welcher ein großer Gartenkünstler war und der auch mit dem Küster Wittfogel den Walnußbaum gepflanzt hatte, von dem das halbe Dorf später zehrte. Der Nußbaum hatte einen Durchmesser von ca. 12 Metern und war vielleicht einmalig in Deutschland. Auf der Bank, die ihn umgab, konnten acht Personen sitzen. In den Ästen verbargen sich gern die Liebhaber der Mädchen und auch einmal der Anbeter meiner Schwester Josefine und es wird nicht das einzige Mal gewesen sein, daß der Betreffende verzweifelt darauf wartete, daß der Pastor verschwinden sollte.
Auch die “Liebesbank” vor der Mauer könnte wohl von manchem Stelldichein erzählen, das dann aber gestört wurde durch den Ruf: „Pastor kümmt!“. Dieser wollte aber nur nachsehen, ob auch alle Türen des Hofes und des Konfirmandenhauses fest verschlossen waren.
Die ernsthafte Liebe von Lehrer Hermann Noos, einem hochbegabten Bauernsohn, war meinem Vater ein Dorn im Auge. Nicht, daß er diesen vornehmen Charakter nicht schätzte oder gegen eine nicht standesgemäße Heirat war, denn er selbst hatte ja eine Bauerntochter geheiratet und was diese Frau während des ersten Weltkrieges geleistet hat und mit ihrem landwirtschaftlichen Können den ganzen Haushalt finanzierte und mein Vater deshalb bei einem Gehalt von nur 600 Reichsmark monatlich immerhin 5 Kinder zugleich auf eine höhere Schule schicken konnte, das war alles meiner Mutter zu verdanken.
Aber die Familie des oben Genannten, diese interessante Familie Noos, Nummer 2 also, stand in dem Ruf, daß ihre Liebesbeziehungen nicht immer den Grundsätzen der kirchlichen Moral entsprachen und der Vater ein Trinker war, was übrigens damals keine Schande war. Das man dort außerdem städtischer und recht gut aß und auch etwas mehr für die Bequemlichkeit tat, empfanden wir Pastorentöchter aber als recht angenehm.
Wie schon angedeutet, lebte unsere Pastorenfamilie im ersten Weltkrieg fast ganz von der Landwirtschaft, denn das Gehalt des Vaters ging für Schulgeld und Pension seiner Kinder weg. Drei, manchmal vier Kinder zugleich waren auf der Schule in Lüneburg. denn das Salzwedeler Gymnasium war ihm nicht humanistisch genug.
Ich muß sagen, daß meine Interessen schon früh durch Hauslehrerinnen und später besonders die literarischen durch die Lüneburger Lehrer geweckt wurden. Und auch der Dorfschulunterricht durch den alten Wittfogel muß so gut gewesen sein, daß meine begabten Schwestern ein einwandfreies Deutsch schrieben.“
Das alte Stallgebäude
Frau Friede Hopf erinnert sich:
„Hinter der rechten Tür des alten Stalles waren die Hühner untergebracht, richtig auf dem Wiem mit Leiter und noch einigen Extranestern zum Eierlegen. Hinter der linken Tür war der Schafstall. Seit 1948 hatten wir ein ostfriesisches Milchschaf, das von meiner Mutter immer gemolken wurde. Aus der Milch bereitete meine Mutter einen hervorragenden Kochkäse, ich esse seit dem keinen gekauften mehr.“
Abriss und Neubau des Pfarrhauses 1959
Ebenso wie die Kapelle ist auch das Pfarrhaus im April 1945 durch den Artilleriebeschuss der Amerikaner schwer beschädigt worden. 1959 wurde das alte Pfarrhaus abgerissen und an gleicher Stelle durch einen Neubau ersetzt. Hier befand sich das Pfarramt mit seinem außerordentlich wertvollen Archiv, das mit seinem Aktenmaterial lückenlos bis auf das Jahr 1626 zurückgreift.
Nach langem Leerstand befindet sich das Gebäude heute in Privatbesitz. Die Pfarrstelle wird jetzt von Trebel aus, von der Pastorin Stefanie Pehlke betreut.